Angenehme Nebensächlichkeiten

17. Juni 1943

Nun will ich kurz von den kriegerischen Ereignissen abschweifen und mich den täglichen und dienstlichen Ereignissen, die für uns teils heiterer oder ernster Natur waren, zuwenden. Es ist ja nun so gewesen, daß die anderen Waffengattungen eine große Wut auf die Flak hatten, weil wir ja ab und zu längere Zeit im Hinterlande eingesetzt wurden. Und in solchen Zeiten haben wir ein wirklich angenehmes Leben geführt.

Was haben wir nun auf dem Fliegerhorst gehabt. Das Wichtigste war die Sauna und das Brausebad. Es war für uns eine wahre Wonne, wenn wir uns wöchentlich den Staub und den Schweiß abwaschen konnten. Mit dem Besuch des Bades war gewöhnlich ein Kinobesuch verbunden. Ich sah jeden Film der dort lief, und es wurden nur die neuesten gezeigt. Sogar in unserer Stellung überraschte uns die Wehr(erzi)betreuung mit einigen wohlgelungenen Veranstaltungen. So erfreute uns in unserer Wehrbetreuungsbaracke eine KdF-Gruppe [„Kraft durch Freude“], ein ander mal mußte eine Luftwaffenkapelle noch ein Konzert zugeben, weil deren erstes Konzert ein riesenhafter Erfolg war. Ein schöne Stunde war auch, als wir an einem schönen Sonnentage den Krieg Krieg sein ließen, uns ins Gras legten und den Schlagermelodien eines Lautsprecherwagens lauschten, der zu uns gekommen war.

Über die Verpflegung kann ich mich im Allgemeinen nicht beklagen. Satt geworden bin ich immer. Auch als unsere Küche mit den gesamten Vorräten abbrannte, erlitt die Versorgung keine Verschlechterung. Die Kraftfahrer allerdings, die dort wohnten, hatten die Gelegenheit schnell erfaßt und unter der Vorgabe des Bergens von Vorräten schafften sie beiseite was sie nur erreichen konnten. So hatten sie sich Bohnenkaffee, Schokolade, Fleischkonserven usw. auf ihren Kfz. versteckt. Wir in der Stellung bekamen nur 2 Dosen Scho-Ca-Cola [„Fliegerschokolade“] und etwas Büchsenfleisch, weil man das Zeug wegen Brandgeschmacks nicht mehr aufheben konnte. Mit Marketenderwaren wurden wir auch ziemlich gut versorgt. Einige Male haben wir ganz schön getrunken und eine Anzahl „Leichen“ zeigten uns, das der Marketenderschnaps und -rum seine Wirkung nicht verfehlt haben. Besonders der sog. „Goks“ (Rum mit Würfelzucker) verfehlte seine Wirkung nicht. Ich trank natürlich feste mit, war aber nicht wieder blau. Einige aus der BI Bedienung sanken am Gerät beim nächtlichen Alarm zusammen. Wieder andere wurden im Leichenzuge in die Baracke getragen. Gottseidank, daß davon kein Offizier etwas gesehen hat.

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